Soll einer meinen, das Abenteuer ´Pferd´ sei schon vorbei, der hat diese Fortsetzung noch nicht gelesen.
Nach dem ich also meiner Winny täglich ein Schwefelpulver und homöopatische Tropfen verabreicht hatte, sie jeden Tag umher geführt und ihr die Beine gekühlt hatte, sah es so aus als würde die Schwellung an der Sehne langsam abklingen. Ich konnte keine Wärme und Lahmheit mehr erkennen und so durfte sie zum Beginn der Koppelsaison wieder nach draußen und frei umher laufen.
Eines Tages wollte ich meine beiden auf die Koppel bringen, da sah ich das eine der beiden schon besetzt war und der Besitzer des Pferdes sein zweites den Weg runter führte. Es war ein zwei jähriger Hengst und nicht leicht zu händeln. Als nun geklärt war, das er seinen Hengst auch auf die Weide lassen wollte, beschloss ich den Rückzug anzutreten, denn ich bin doch nicht so verrückt und stelle eine Stute neben einen Hengst. Der Besitzer meinte, das wäre doch kein Problem, Hengste machen doch nichts wenn die Stute nicht rossig ist. Denkste...
Ich wollte gerade wieder wenden, während er seinen Hengst frei ließ und das Tor schloss. Das Pferd dachte aber gar nicht daran, auf der Koppel zu bleiben. Er drehte schnurstracks um, walzte das Zaunband nieder und schoss direkt auf mich zu. So nun habt mal eine Zicke an der linken und einen Hafi an der rechten und rettet euch vor einem liebestollen Hengst. Winny half sich mit ausschlagen und Andiamo versuchte den Hengst durch anrempeln und zwicken von seiner Stute fern zu halten. Irgendwann musste ich Winnys Strick loslassen, da mir der Hengst voll auf Pelle rückte. So ging nun die wilde Hatz los. Einmal rum um die Koppel, im vollem Galopp in die andere Richtung und dann rauf zum Stall. Der Hengst immer hinter meiner Stute her. Ich sah förmlich vor mir, wie die Sehne bei diesem Galopp wieder reissen würde. Als es endlich geschafft war, das dieser Hengst eingefangen wurde und meine Stute in Sicherheit war, ging das Bangen los. Am nächsten Tag erwartete ich schon, Winny wieder lahmend vor zu finden. Aber nichts der gleichen, ihr ging es so gut wie eh und je. Also dachte ich mir, wenn sie diesen Galopp ausgehalten hat, dann kann ich sie auch wieder normal reiten.
So begann ich also, sie wieder in der Halle zu arbeiten, erst langsam, im Schritt und Trab und als ich mir sicher sein konnte, das sie wieder ohne Probleme laufen kann, auch wieder im Galopp.

Schon mal ein Pferd gesehen, das so blöd aus der Box schauen kann?
Nach dem Winny also wieder ganz normal zu reiten war, konnte ich ihr auf ihre alten Tage sogar noch was neues beibringen. Seit neuestem beherrscht mein Pferd Trabtraversalen und Fliegende Galoppwechsel.
Aber...
Eines Tages komme ich in den Stall um meine Süße zu besuchen, da steht sie ganz steif in der Box. Als ich sie dann nach draußen führen will, geht sie stocklahm. Ich ahnte bereits was los war, aber ich wollte es noch nicht war haben. Ich rief also meine Mutter an, schilderte ihr alle Symptome und führte Winny zum Waschplatz. Nach dem ich ihr die Beine abgespritzt hatte und sie ein wenig umhergeführt hatte, lahmte sie schon weniger. Am nächsten Morgen allerdings brauchte sie mal wieder den Tierarzt.
Bedingt durch ihre Stoffwechselstörung, ihr Übergewicht und das frische Graß hatte Winny einen Hufreheschub.
Na toll...
Jetzt kommt mal was neues, ich musste meinem Pferd jeden Tag zwei mal eine Spritze in die Haut verpassen. Der Tierarzt hatte mir etliche Fläschen mit Heparin da gelassen. Das ging über eine Woche so, aber jetzt ist es wieder weg, mein armes Pferdchen muss jetzt eine Diät halten und darf erst mal nicht auf die Koppel.
Aber wenigstens kann ich sie jetzt wieder reiten, da die Hufrehe erst mal abgeheilt sind.
Allerdings muss sich mein dickes Pferd jetzt damit abfinden, nicht mehr aufs Graß zu dürfen. Da sich nämlich rausgestellt hat, das Winny eindeutig unter Cushing leidet, ist die Hufrehegefahr immer gegenwärtig.
Im Herbst beim Fellwechsel gings dann los, oder sollte man sagen beim ausbleibenden Fellwechsel? Winnys Fell war nämlich nur am wachsen. Es wurde länger und lockiger und länger und lockiger.
Irgendwann sah sie dann aus wie ein Pudel frisch aus dem Hundesalon.

Allerdings habe ich mit diesem Pferd inzwischen soviel durch gemacht, das ich jetzt nur noch resignieren kann, was irgendwelche Krankheiten angeht. Augen zu und durch.
Sie hatte ja soweit keine Probleme, ausser das sie leichter schwitzt und das Fell sehr schwer sauber zu halten ist. Gott sei Dank gibt es sowas wie Schermaschinen und meine kleine Queen akzeptierte das anstandslos. Ich glaube sogar fest, das es ihr gefiel, geschoren zu werden.

Es folgte eine schöne Zeit voller langer Ausritte allein, in dene ich ihr von Gott und der Welt erzählte. Es war einfach traumhaft wie schön ruhig und gelassen meine Süsse durchs Gelände ging. Allerdings kamen auch immer wieder Momente dazwischen, die nicht so toll waren. Winny musste Boxenruhe halten, weil sie dicke Beine bekam. Durch ihr Cushing waren auch die Lymphgefäße betroffen und konnten so das Eiweiß nicht mehr richtig durch den Körper transportieren. Immer wieder bekam sie Probleme mit Hautpilz und die Zeiten in dene sie gesund war wurden immer kürzer. Irgendwann musste ich doch einsehen, das sie längere Zeit geschont werden musste als ich sie reiten konnten und so beschloss ich, sie zu meiner Freundin zu stellen um nicht mehr so viel Stallmiete bezahlen zu müssen. Die Entscheidung, ein 14 jähriges Pferd ins Gnadenbrot zugeben ist mir nicht leicht gefallen, aber die Einsicht ist doch die vernünftigere Art und Weiße gewesen.

Also konnte meine Winny sich endlich wieder an Boxennachbarn und einem sehr großen Paddock erfreuen. Denn in ihrem alten Stall stand sie doch immer alleine, wenn alle anderen auf ihren Koppeln verschwunden waren. Hier hatte sie auf jeder Seite einen Nachbarn, die die gleiche Auslauffläche hatten wie sie. Es war damals Februar 2010 und als im März die Sonne rauskam, konnte man förmlich zusehen, wie mein geliebtes Pferd aufblühten, wie die Knospen im Frühling. Wir unternommen auch wieder lange ruhige Ausritte in dene sie sich manchmal benahm wie 5. Sie ist mir noch nie durchgegangen, aber wenn wir galoppierten wollte sie nie da durchparieren, wo ich es wollte.
Aber einen Tages kam was kommen musste, ich entdeckte die ersten Pilzstellen an ihren Hufen und ein paar Wochen später, hatte sie wieder ein dickes Bein. Allerdings habe ich das mit Lymphdrainage ganz gut in den Griff bekommen und Anfang April konnte ich endlich wieder in den Sattel steigen. Ich weiß noch, eigentlich wollte ich an diesem Tag gar nicht reiten, aber es war so ein schöner Frühlingstag. Wir unternahmen also einen langen schönen Ausritt und ich bin froh mich dafür entschieden zu haben, denn damals wusste ich noch nicht, das es unser letzter werden würde....
Es muss schon voher da gewesen sein, aber mir ist erst Mitte April aufgefallen, das Winny direkt unter dem Kinn eine angeschwollene Stelle hatte, die Tag für Tag dicker wurde.( man sieht die stelle auf dem foto zwischen kinn und backenknochen) Ich holte also den Tierarzt und wir spekulierten erst auf einen entzündenen Zahn oder auf die Speicheldrüse. Aber als die Stelle aufging und richtig heftig zum eitern anfing, konnte der Tierarzt nur noch Druse diagnostizieren.
Ich musste also feststellen das mein Pferd zu einer tickenden Zeitbombe geworden ist und an einem Sonntagabend Ende April musste ich die schwerste Entscheidung meines Lebens treffen. Was ist das für ein Leben für ein so ein schönes Wesen, ständig in die Box gesperrt zu sein, weil sie krank ist, nicht auf Graß zu dürfen, obwohl diese schönen Geschöpfe doch fürs Fressen geboren wurden. Außerdem musste ich immer in Betracht ziehen, das sie weitere ansteckenden Krankheiten kriegen könnte und damit andere Pferde in Gefahr bringen würde....
Ich verbrachte also die letzten zwei Tage mit meinem Pferd auf langen Spaziergängen, bei dene ich ihr davon erzählte, warum ich diese Entscheidung getroffen habe und es ihr Bestes wäre. Ich konnte das einfach nicht weiter verantworten, mein Herz konnte solche Belastung nicht mehr stand halten. Als ich in der Box stand und sie streichelte, während sie da stand und litt, drückte sie plötzlich ihren Kopf an meinen Bauch und da wusste ich es, sie konnte dieser Belastung auch nicht mehr stand halten. Sie war innerlich schon tot.... noch bevor sie die Spritze bekam.
An einem kalten, sonnigen Mittwochmorgen starb Winny auf einer grünen Frühlingswiese.
Im nachhinein habe ich mir noch eine Weile Vorwürfe gemacht, warum ich diese Entscheidung nicht früher getroffen habe, aber es ist nicht so einfach, etwas loszulassen, das man über alles auf der Welt liebt. Das ist jetz fast ein Jahr her und manchmal kann ich micht nicht mehr daran errinnern wie sie aussah oder wie sie sich angefühlt hat. Oder wie sie gerochen hat, die Errinnerungen beginnen zu verblassen.....
Das hier habe ich für dich geschrieben, meine kleine Prinzessin, wo immer du jetzt auch bist:
Für ein Pferd, das mein Leben veränderte...
Ich hatte einen Traum heut Nacht,
von wehender Mähne und donnernden Hufen,
in Schweiß gebadet bin ich aufgewacht
und habe deinen Namen gerufen.
Doch geantwortet hat nur der Wind
und als die Bilder verblassten,
konnte ich nur weinen, wie ein Kind.
Lange habe ich um dich getrauert
und es Wochen sehr bedauert,
dich verloren zu haben,
geblieben sind nur die Narben.
Du fängst an die Vergessenheit zu geraten
und selbst alles warten,
ändert nichts daran,
das ich kaum noch an dich denken kann.
Wo sind sie hin, die schönen Zeiten?
In denen wir mit dem Wind um die Wette reiten,
im Galopp über Wiesen und Felder,
springend über Bäche und rein in die Wälder.
Wohin ich auch schaue
und worauf ich baue,
der Platz in deiner Box bleibt leer,
denn zurück zu mir, kommst du nie mehr......
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