Aufgewachsen auf dem Reiterhof meiner Mutter, saß ich schon im zarten Alter von 2 Jahren das erste Mal auf dem Pferd. Einmal vom Pferdefieber gepackt, war ich natürlich nicht mehr davon los zu bekommen.
Wir besaßen damals an die 28 Pferde. Natürlich gehörten davon nicht alle uns. Meine Mutter, geprüfter Reitwart und Pferdewirt, führte zu dieser Zeit einen Pensionsstall, eine Reitschule und einen Familienhaushalt mit 5 Mitgliedern auf einem alten Gutshof mitten im Wald: Uttenstetten.
Kaum das ich richtig laufen konnte, kurvte ich auf jedem Pferd rum, das mir unter den Hintern kam. Ich meine, klar, der Hit wars nicht, aber kleine Kinder bilden sich ja schon was drauf ein, wenn der Führzügel durchhängt. Zudem gab meine Mutter damals Voltiunterricht auf einem unserer Hafis und wir schafften es soweit, zu zweit im Galopp zu stehen. Ich nicht… nur im Schritt…. mit festhalten….
Mein erstes eigenes Pony bekam ich mit 3.

Es war ein schwarzer Shettywallach Namens Maxi, damals gerade so alt wie ich, aber er hatte es faust dick hinter den Ohren. Ich kann gar nicht mehr zählen, wie oft mich der Racker damals in den Sand gesetzt hat, aber der kleine Teufel schaffte es sogar, 14 jährige Mädels abzusetzen.
Und so machte ich einige Jahre lang mit meinem Fratz die Gegend unsicher. Aber wie es mit Jahren nun mal so kommt, wurde ich bald zu groß für ihn und so musste etwas größeres her.
Eine schicke Schimmelponystute erhielt 1995 Einzug in unseren Stall.

Das war damals vielleicht ein Theater. Meine Mam hatte die Anzeige in der Zeitung gelesen, aber es war zu diesem Zeitpunkt kein Auto zur Verfügung. Gott sei Dank war gerade ein Einsteller im Stall, der Lust hatte uns zu unserer Pferdeschau zu begleiten.
Es war Liebe auf den ersten Blick. Da stand sie, die Ohren flach an den Kopf gedrückt, die Nase gerümpft und die Zähne gebleckt. Beim Auskratzen versuchte sie sogar zu zwicken, aber Reiten konnte man auf ihr wie im 7. Himmel.
Ein paar Tage später kam Anuschka also angereist und so konnte das rasante Abenteuer beginnen….
Sie war eine Rakete. Im Gelände lief sie mit dem Wind um die Wette und auf den Turnieren rannte sie alle in Grund und Boden (natürlich nicht wörtlich gemeint) aber kaum ging es in der Prüfung ans Galoppieren, raste sie wie ein Wirbelwind einmal um die Bahn und ich hatte gute Mühe in den Kurven nicht von ihrem Rücken zu segeln.
Das brachte uns dann auch immer die letzten Plätze ein.
Aber hin und wieder, wenn sie einen ihrer guten Tage hatte, reichte es dann auch mal für einen 1, zwei mal 2, zwei mal 3 und drei mal 5.
Leider war uns das Glück nicht lange hold. Im Jahr 1998 machte ihr eine alte Verletzung des Hufbeins am Vorderbein Probleme. Dazu kam eine Arthroseerkrankung im Schultergelenk. Lange hatten wir versucht, das mit Schmerzmitteln und Medikamenten zu überbrücken, aber die Arthrosemedizin war damals noch nicht auf dem stand, auf dem sie heute ist und an einem kalten, verregneten Oktobertag starb Anuschka.
Sogar jetzt muss ich noch ein zwei Tränen zerdrücken, wenn ich ein Bild von ihr in den Händen halte. Ich war damals 11 Jahre alt und welch 11 jähriges Mädchen verkraftet das schon, wenn das geliebte Pony vor Schmerzen kaum noch gerade laufen kann.
In diesem Jahr zogen wir um. Uttenstetten musste weichen und wir zogen nach Fremdingen. Der Zuchtbetrieb wurde eingestellt, der Pensionsstall und die Reitschule reduziert und ein paar unserer eigenen musste verkauft werden. Unser neuer Stall besaß nur noch 11 Boxen, ein paar Koppeln und einen Reitplatz. Die „Reithalle“ maß nur noch 11 x 17 Meter, dort konnte man gerade mal so im Trab außen rum.
Dann waren meine Reitkünste soweit ausgereift, dass ich für unser Championpony Correster bereit war.
Dachte ich zumindest….

Die erste Zeit kurvten wir mehr schlecht als Recht in der Gegend rum. Eigentlich sollte man meinen der Kleine hätte es drauf. 4 jährig gewann er haushoch das Bundeschampionat für deutsche Sportponys, unter mir ging er wie ein gehbehindertes Kamel. Er war aber auch ein sturer Bock (upps, sorry, zensiert)
Erst als ich eigentlich schon zu groß für ihn wurde, hatte ich den Dreh raus und so wurde ich in der ersten E-Dressur 2 mit einer Wertnote von 7,2 und gewann jeden Reiterwettbewerb an dem wir teilnahmen.
Aber dann war es endgültig soweit, ich wurde zu groß und so bekam ich das Pferd von einer Freundin meiner Mutter zum Pflegepferd.
Die hübsche Apfelschimmelstute Ginger, oder auch Grandessa, war vielleicht kein Kracher, aber ich wollte als 12 jährige ja auch nur ein paar Reiterwettbewerbe und E-Springen gehen. Und so schaffte ich doch ein paar ordentliche Platzierungen und einen Sieg in den Dressuren und Platzierungen im Springen, darunter sogar einen 2. mit einer Wertnote von 8,0.
Jetzt sollte ich vielleicht erwähnen, dass meine Winny nun unter den Sattel kommen sollte. Geboren 1995 wurde sie Anfang 1999 eingeritten.
So begann der Albtraum….
Wir hatten Winny für 5 Wochen in einem Stall in unserer Nähe untergestellt, um in einer großen Halle mit ihr Arbeiten zu können. Dieses Pferd verlangte wirklich jegliche Konzentration und alle Kraft die man besaß.
Im Mai 1999 starteten wir unser erstes Turnier auf derselben Anlage, wurden 4 im Reiterwettbewerb und 15 von 37 in der E-Dressur.
Wieder zu Hause in unserem Stall forderte es natürlich tägliches Training um ein Pferd ihres Standards fit zu halten. Aber meine einer, das wäre ein Genuss gewesen. Keineswegs!! Winny war (und ist noch) ein Exemplar der besonderen Sorte. Eines, die überall Gespenster sieht und es vorzieht vor diesen zu flüchten oder sie durch akrobatische Tänze zu verscheuchen, meine, Buckeln, Steigen, Tänzeln usw. (jeder Pferdekenner weiß wovon ich spreche)
Also auf zum nächsten Turnier im Frühjahr 2000. Es war ein nasses Wochenende und ich hatte eine E-Dressur gemeldet. OH GOTT, der Regen hatte doch tatsächlich eine riesige Pfütze an der langen Seite zurück gelassen (man sollte doch meinen, dass man dort immer gerade aus reitet….) nein, Winny nicht, erst wurde mal die Bremse reingehauen, dann gezickt und schließlich in einem Riesen Bogen drum herum getänzelte. Selbes passierte bei fast jeder Pfütze und der Reitplatz war groß, aber Madam kann sich doch schließlich die Füße nicht nass machen. (Es bleibt zu erwähnen, dass sie denselben Tanz immer noch aufführt, wenn irgendwo ein Liter Wasser auf dem Boden liegt)
Auf jeden Fall brachte uns diese Vorstellung zum Schluss eine Wertnote von 4,4 ein.
Nicht so schlimm, Reiten soll ja Spaß machen und dabei sein ist alles.
Langsam wurde ich es leid, aber der Hammer kam noch. Im Sommer war das nächste Turnier an der Reihe. Meine Prinzessin auf der Erbse war anscheinend der Meinung, dass sich in jeder Ecke des Abreiteplatzes Pferdefressende Monster versteckt hatten, die nur darauf warteten, sie zu fressen. Also zog Madam es vor, die Flucht zu ergreifen. Sie wendete im vollen Galopp gekonnt auf der Hinterhand (diese Rollbacks würden jeden Westernreiter vor Neid erblassen lassen) und galoppierte schnurstracks zum Eingang. Ihr war es natürlich egal, ob kleine Mädchen mit ihren noch kleineren Ponys gerade ihren Weg kreuzten. Manche musste wirklich schnell reagieren um von ihr nicht einfach umgerannt zu werden.
Jetzt war es soweit, ich hatte die Schnauze voll. Hallo? Ich war 13 Jahre alt und fühlte mich mit dieser verrückten Situation total überfordert, also saß ich auf dem Pferd und heulte vor Verzweiflung. Aber nicht, das mich jetzt einer Aufgemuntert hätte, nein! Meine Reitlehrer-Mutter hielt mir eine waschechte Moralpredigt, sagte mir ich solle mich zusammen reißen, mich nicht wie ein kleines Kind aufführen und ordentlich reiten.
So ritt nun trotziges Kind mit störrischem Pferd in die Prüfung, nicht anderes im Kopf, als der Mutter zu zeigen, das sie alles kann, wenn sie will und gewann.
Nun wäre es soweit Andiamo ins Spiel zu bringen. Er wurde im Frühjahr 2000 eigentlich für den noch bestehenden Reitschulbetrieb gekauft, aber wir mussten schnell feststellen, dass er dafür nicht geeignet war.
Als wir ihn ausprobierten, hatte ich auch die Gelegenheit Andiamo, er hieß damals Ajax, genannt Axel, im Gelände zu testen. Der Stall der Vorbesitzer war etwa 4 Kilometer von der Halle entfernt. So ritten wir durch den Wald und kamen an einen schönen Weg der sich einen kleinen Berg hoch schlängelte. Die Frau meinte wir könnten dort galoppieren „ich bräuchte ihn nur laufen zu lassen, der hält dann oben wieder an“ also lehnte ich mich leicht nach vorne, drückte sacht die Schenkel ran und das Pferd raste mit einem Satz los. Aber tatsächlich, oben angekommen parierte er wieder durch. Er war toll zu reiten, konnte springen wie ein Hase und war sicher im Gelände. Aber er hatte tierische Angst davor, wenn man die Schenkel nach vorne oder nach außen bewegte. Vom Sattel aus nachgurten oder die Bügelriemen verstellen war ein Ding der Unmöglichkeit. Er bekam jedes Mal fast einen Herzkasper, zog den Schweif ein und galoppierte mit einem Satz los. Ich stelle mir das also folgendermaßen vor:
Die Frau, die Axel – Andiamo vorher besaß, war sehr dick und das Pferd unter ihr entsprechend faul. Also wird sie ihm jedes Mal die Beine in den Bauch gerammt haben, um ihn im Galopp schneller den Berg hoch zu treiben. Anders kann ich mir nicht vorstellen, warum er so panische Angst davor hat und im Gelände fast jedes Mal durch geht!
Es kostete einige Mühe, ihm das wieder abzugewöhnen, aber jetzt kann man im Stehen vom Sattel aus nachgurten oder die Bügel verstellen. Er lauert zwar noch mit zurück gestellten Ohren, aber er hat immer weniger Angst.
Im Herbst 2000 hätte ich dann mit Winny wieder ein Turnier starten sollen, bei dem ich eine E-Dressur gegangen wäre. Aber ich hatte weder entsprechend trainiert, noch hatte ich die geringste Lust mit diesem verrückten Pferd jemals wieder ein Turnier zu starten.
So meldete ich die E-Dressur in ein E-Springen mit Andiamo um.
Wir waren damals als erster Starter in der Prüfung. Ich hatte den Parcours begutachtet und war auf dem Abreiteplatz um mich aufzuwärmen. Also ritt ich in die Halle und begann mit meinem Durchgang. Leider hatten wir in der Kombi einen Abwurf und nach Sprung 6 parierte ich durch zum Trab und lobte Andiamo für die gute Leistung. Da stand er plötzlich, ein riesiger Oxer türmte sich vor uns auf. Ich versuchte meinen Hafi noch mal anzutreiben, aber es war zu spät. Andiamo bremste ab und rutschte in die Stangen. Die Stilnote wäre wohl 6,2 gewesen, aber mit einem Abwurf und einer Verweigerung blieb nur eine 4,7 übrig. Ich starte noch in einem Reiterwettbewerb und wurde 6 von 14. So fuhren wir wieder nach Hause.
Das war dann das Ende meiner Turnierlaufbahn….
2000 – 2001 wurden neue Regeln und Richtlinien eingeführt, die Gebühren wurden erhöht, Impfungen und Pferdepass wurden Pflicht. So wurde die Turnierreiterei einfach zu teuer.
2001 hängte ich Winnys Trense an den Nagel….

Ich hatte einfach keine Lust mehr, mich als 14 jährige mit diesem gestörten Pferd abzukämpfen. Teilweiße wurden ihre Eskapaden schon gefährlich.
Natürlich kümmerte ich mich weiter um sie. Beim Ausmisten zum Beispiel ließ sie einen so lange nicht in Ruhe, bis man mindestens 10 Minuten mit ihr geschmust hatte und das machte sie wirklich gerne.
So vergingen die nächsten Jahre in denen ich mich nur im Gelände rumtrieb und mein Reitstil sehr darunter litt.
2004 kauften wir uns ein eigenes Häuschen in Marktoffingen. Der Stall wurde nun vollends aufgelöst. Mein kleines Pony kam zusammen mit seiner Ponyfreundin in den Stall nach Nördlingen in dem Winny ein paar Wochen gestanden hatte, um dort weiterhin kleinen Kindern das Reiten beizubringen.

Correster und sein Vollbruder Rusty wurden an meine Freundin verkauft, bei der auch unsere 2 alten Haflinger ihr Gnadebrot bekamen. Die restlichen Einsteller suchten sich ein neues Zuhause für ihre Pferde und wir zogen mit Winny, Andiamo und Roxy nach Belzheim.
Der Umzug wurde das reinste Theater. Andiamo und Roxy erreichten ihr neues Zuhause unter dem Sattel. Es waren nur 5 Kilometer von Fremdingen nach Belzheim. Aber Winny sollte mit dem Hänger rüber gefahren werden. Das klappte auch soweit, dass sie brav rein ging und artig wartete, bis wir los fahren konnten. Um die Zeit zu überbrücken fütterte ich sie mit Äpfeln. Als ich mich mal kurz vom Hänger entfernte, um zu schauen wo meine Mutter blieb, schaffte Winny es, weil sie vorne zu der kleinen Tür rausschaute, sich den Strick über die Ohren zu ziehen. So bekam sie den Kopf natürlich nicht mehr hoch und flippte voll aus. Das Ende vom Lied war ein etwa 8 cm langer Riss am Auge entlang der mit 11 Klammern getackert werden musste. 2 Tage später, vom Schock erholt, konnte Winny endlich umziehen.
In Belzheim konnten wir einen schönen, kleinen Selbstversorgerstall mit 3 Paddockboxen, einer großen Koppel und einem Reitplatz mieten. Ich kurvte weiter mit Andiamo im Gelände rum, longierte und ritt Roxy ein bisschen auf dem Platz und Winny, ja, die genoss weiterhin ihr Pferdeleben und tat nichts.
Dann bekam ich meinen Rappel und bildete mir ein, ich müsse Winny mal wieder einen Sattel auf den Rücken schmeißen. Schnell musste ich einsehen, dass es keine gute Idee gewesen war. Winny benahm sich wie eh und je, scheute vor jedem Blatt und spielte wieder völlig verrückt. Einmal galoppierten wir gerade einigermaßen im Einklang auf der rechten Hand. Ich wollte durch die Ecke reiten und weiter die gerade Bahn runter, aber sie bildete sich ein, wieder mal zicken zu müssen, schüttelte den Kopf und machte einen Bocksprung. So stolperte sie über die Reitplatzbegrenzung und riss sich am linken Hinterbein an beiden Seiten und hinten über dem Fesselkopf ziemlich tiefe Wunden. Wieder einmal musste der Tierarzt her.
1 Jahr nach unserem Einzug mussten wir den Stall wieder verlassen, weil die Vermieter ihrer Tochter ein Pony gekauft hatten und den Stall selbst benötigten. Nachdem wir leider einen solchen Stall nicht mehr fanden, mussten wir Roxy verkaufen. Sie kam in die wirklich guten Hände eines Reiterehepaares mit 2 Mädchen. Andiamo zog für 2 Wochen zu meinem Nachbarn, der selbst einen kleinen Stall mit 3 Pferden besaß und Winny zog nach Heuberg in eine große Reitanlage.
In diesen 2 Wochen startete ich an einem Wochenende mit Andiamo meinen ersten Orientierungsritt. Das war vielleicht eine Gaudi. Nach dem wir vom Hof weg geritten waren, fing es erst mal aus vollen Rohren an zu hageln. Danach brannte die Sonne runter. Wir waren ungefähr 4 Stunden unterwegs gewesen und hatten dann doch nur den vorletzten Platz belegt. Aber es ging mir da überhaupt nicht um einen Sieg oder ne Platzierung sondern nur um den Spaß mit meinen Freunden und den hatten wir.
Danach zog auch Andiamo nach Heuberg. Ich hatte dort einen riesigen Reitplatz, eine Führanlage, ein Solarium, ein Laufband und eine 20 x 60 Reithalle zur Verfügung. Also kam Winny wieder unter den Sattel. Die ersten 2 Wochen werde ich wohl nie vergessen. Dieses Pferd machte mich echt wahnsinnig. Erstens besaß diese Halle eine komplett verspiegelte kurze Seite bei A. Da konnte sie sich ja sehen, wenn sie die lange Seite hinunter lief OH MEIN GoTT wie schrecklich!! Außerdem entdeckt man dann ja auch noch die Monster, die hinter einem sind. An der anderen kurzen Seite gabs eine kleine Tribüne und natürlich versteckten sich hinter deren Bande noch viel mehr pferdefressende Gespenster.
Nach dem die Reitanlage als Ausbildungsstall genutzt wurde, konnte ich einmal nachmittags die Halle nicht nutzen. So musste ich auf den Reitplatz ausweichen. Ich malte mir schon aus, welch schreckliche Dinge sie dort entdecken würde, aber außer einmal kurz vor dem großen Pferdetransporter scheuen, ging sie an diesem Tag, so gut wie seit Jahren nicht mehr. Seit diesem Tag klappte es wieder. Ich meine, klar, wir hatten immer noch hin und wieder unsere Meinungsverschiedenheiten, aber im Großen und Ganzen zeigte mein Pferd endlich das Potential, das sie schon immer besaß. In der Anfangszeit stand auch meine Mutter wieder mit in der Halle und überwachte jede Bewegung, die ich mit Winny machte. Wir hatten wieder die üblichen Mutter – Tochter Diskussionen, die üblichen Streitereien, wenn ich eine andere Ansicht hatte wie sie und die üblichen Übereinstimmungen wenn es endlich so funktionierte wie es sollte. Mein Reitstil entwickelte sich weiter und bald sah unsere Reiterei wieder nach Harmonie aus. Etwa im November bekam Winny aus mir heute noch unerklärlichen Gründen Mauke. Erst an beiden Vorderbeinen und nachdem das wieder ausgeheilt war, am rechten Hinterbein. Doch da konnte ich schmieren und waschen soviel ich wollte, es ging nicht weg.
Im Frühling 2006 fand ich etwa 16 Kilometer von meinem Wohnort entfernt einen Stall, in dem ich wesentlich weniger Stallmiete bezahlen musste. Außerdem gab es in Heuberg einige Reibereien, bei denen es sinnvoller war, das Weite zusuchen.
Also stand der nächste Umzug bevor. Am 4. April zogen wir also nach Diederstetten. Dort standen meine zwei Pferde erst mal in geräumigen Paddockboxen. Die Anlage besaß eine Reithalle, einen Roundpen, viele Boxen mit anschließenden Koppeln, so dass jedes Pferd seinen eigenen Weidestreifen besaß, der sich etwa 600 Meter einen sanften Hügel hinauf erstreckten, einen übergroßen Reitplatz mit angrenzendem Teich zum durchreiten und eine kleine Geländestrecke um die Anlage herum. Außerdem gab es dort sehr gutes Ausreitgelände und endlich wieder eine große Stallgemeinschaft. Natürlich hatte die ihre Vor- und Nachteile.
Mitte Mai wechselte ich in einen Offenstall, dort standen Andiamo und Winny mit einem Kaltblut zusammen. Nun hatten sie eine riesige ganz Jahres Koppel auf der sie sich nach Lust und Laune austoben konnten. Ich habe meine Pferde noch nie so ausgeglichen gesehen, wie seit diesem Zeitpunkt. Der Umzug in diesen Stall, war, glaube ich, das beste, was ich tun konnte.
Natürlich war ich in Fremdingen schon einige Male mit Winny im Gelände gewesen, aber ein Genuss war das nie. Doch jetzt sollte sie zum richtigen Freizeitpferd werden und dazu gehört nun auch mal das Geländereiten. Die ersten Male beschränkte ich mich darauf um die Anlage herum zu reiten. Erst immer zu zweit oder auch mehr und als wir schon lange Runden geritten waren, probierte ich es auch alleine. Und siehe da, ich glaube, Winny hatte richtig Spaß daran. Mit durchhängenden Zügeln und entspannt wippenden Ohren lief sie auf den Wegen, wir trabten und galoppierten und es gab fast nichts was sie aus der Ruhe brachte. Es konnten sogar Traktoren mit Düngermaschinen auf engen Wegen an uns vorbei fahren, ohne dass sie mit Wimper zuckte. Aber wehe wenn irgendwo ein geparktes Auto steht. Dann wird wieder geschnauft und getänzelt was das Zeug hält. Oder auch nur aus der Stallausfahrt an all den geparkten Autos vorbei zu kommen ist jedes Mal ein wahrer Kampf. Die erste Zeit bin ich immer rückwärts durch geritten. Auf dem Heimweg war es aber dann wieder das gleiche, also nichts mit Stalldrang oder so.
Im Frühjahr 2007 hatte meine Pferde für ein paar Wochen in den großen Stall stellen können, weil der Offenstall zu matschig wurde. Zu dieser Zeit standen sie zusammen in einer großen Box. Eines Morgens ruft mich die Stallbesitzerin ganz aufgelöst an und erzählt mir, Winny hätte hinten eine große blutende Wunde. Ich fuhr also sofort in den Stall um den Schaden zu betrachten. Nachts müssen die beiden wohl irgendwelche Differenzen gehabt haben, auf jeden Fall ist ihr Andiamo in die Fesselbeuge des linken Hinterbeins getreten. Winny hatte einen tiefen Ballentritt. Wieder musste der Tierarzt her, meine Stute bekam einen Hufverband und Stallruhe verordnet. So hieß es also alle 2 Tage Verbandswechsel und dann auf Betonboden spazieren führen. Eine Woche später kam ich abends in den Stall, da stand Winny in der Box und hatte auf der rechten Seite vom Kniegelenk bis in die Fesselbeuge ein dick angeschwollenes Bein. Also wieder den Tierarzt anrufen, der mir dann mitteilte, das Winny, wahrscheinlich durch die Mauke und die Verletzung, eine Phlegmone hat. (Für alle die nicht wissen was das sein soll, eine Phlegmone ist eine sehr schmerzhafte Entzündung des Unterhautbindegewebe)
Also bekam sie Antibiotika und ich machte ihr einen Rivanolumschlag. Am nächsten Tag war die Mauke wie weggeblasen. Ein paar Tage später war das Bein wieder abgeschwollen und dann entdeckte ich, dass sie lauter kleine Pickel bekam. Daraus entwickelte sich eine kleine Wunde auf der Vorderseite des Beins zwischen Fesselkopf und Sprunggelenk die immer größer wurde. Als ein paar Tage der Tierarzt zur Nachuntersuchung kam stellte er fest das Winny einen Hautpilz hatte, verursacht durch das Schwitzen der Phlegmone. So musste sie gegen Pilz geimpft werden und wieder begann eine neue Wundversorgung.
Erst im Juni konnte ich sie wieder ganz normal in der Halle und auf dem Reitplatz reiten. Zum Glück waren die Verletzungen komplett verheilt. Schon Mitte Mai war Winny wieder in den Offenstall umgezogen.
Mitte Mai probierte ich auf Andiamo einen Westernsattel aus und entdeckte, dass dieser meinem Hafi viel mehr behagte. In letzter Zeit hatte ich so meine Probleme mit ihm gehabt. Das Reiten forderte zwischen uns immer mehr Kraftproben und Andiamo wurde mit der Zeit immer sturer. Im Gelände hatte er nur noch schnell, schnell im Kopf und war kaum zu halten. Als ich merkte, das ich so mit Andiamo leichter zurecht kam, stieg ich um. Mein Haflinger wurde also zum Westernpferd. Unsere Reiterei bekam wieder Einfühlvermögen, Ruhe und Harmonie und mit der Zeit machte es wieder richtig Spaß. Außerdem bin ich immer offen für was Neues.
Also vergingen die Monate zwischen Westernreiten auf Andiamo und Dressurreiten auf Winny. Im November probierte ich dann auch mal mit ihr zu springen. Wir hatten eine Springreiterin im Stall, die anfing Unterricht zugeben. Also legte ich Winny den Springsattel auf und Kristin baute uns eine hübsche Gymnastikreihe. Winny sprang, also würde sie den ganzen Tag nichts anderes tun. Früher hatte sie schon ihre Anfälle bekommen, wenn sie nur über ein paar Trabstangen gehen sollte. Aber diesmal benahm sie sich wie ein richtig gutes und vielseitiges Pferd und es machte ihr Spaß.
Eine Woche später ging sie lahm….
Entweder bin ich verhext oder ich ziehe das Pech magisch an…
Jetzt hatte sie vorne links eine dicke Stelle an der Sehne, direkt unter dem Kaparlgelenk. Also gingen wieder die Kühlerrei und das Geführe los. Erst sah es so aus, als würde es wieder besser werden. Dann wurde es wieder besser und so weiter. Nachdem ich in den letzten Jahren an die 1000 € Tierarztrechnung hatte (allein 650 € für die Ballentritt- und Phlegmonesache) beschloss ich erst einmal abzuwarten. Vielleicht hatte sie sich nur in dem Matschloch, was sich mein Offenstall nennt, vertreten. Ich verhandelte mit der Stallbesitzerin das ich meine Pferde in den großen Stall stellen konnten und so zog Winny ganz hinten in den Stall und Andiamo bekam seine eigene box.
Ende Januar 2008 wurde es mir dann zu viel und ich ließ wieder den Tierarzt kommen. Dieser stellte dann fest das Winny ihre Sehnen schon richtig verklebt und vernarbt waren und verordnete eine Futterkur um diese hoffentlich zu beheben.
Also führe ich sie weiter auf unserem Radweg spazieren. Manchmal reite ich sie auch im Schritt, denn meine Tierärztin meinte, ohne Belastung würde ihr viel Bewegung auf hartem Boden gut tun. Aber die ersten Male die ich mit Winny draußen war, waren wirklich kein Genuss gewesen. Sie hatte sich mal wieder vor Dingen erschreckt, die ihr normalerweise nichts ausmachten und nachdem sie einmal direkt an der Straße gestiegen war, beschloss ich erst mal nicht mehr alleine auszureiten und sie nur zu führen. Denn ich denke, das diesen rumgetänzle und gesteige dann doch unter Belastung fällt.
Jetzt heißt es also Abwarten, was die Zeit bringt….
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